Lokal emissionsfreie Alternativen sind vorhanden!
Im städtischen Raum erreicht man seine Ziele oft auch sehr gut zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV. Es kann sogar Spaß machen, ohne lästigen Klotz am Bein unterwegs zu sein. Für Tübingen hat man errechnet, dass eine Fahrt mit einem zweitaktigen Moped 250 Mal so viel Luft verschmutzt wie eine Fahrt in einem Euro 6 Diesel-Bus.
Lokal emissionsfreie Zweiräder mit Elektromotor sind mittlerweile vielfältig in Antrieb, Leistung und Design erhältlich:
- Pedelecs und E-Bikes: unterstützender Elektroantrieb beim Treten, bis 25km/h bzw. 45km/h
- E-Mopeds und E-Roller: Elektroantrieb gesteuert durch Gashebel, bis 45km/h
Elektromotoren und Steuerungstechnik sind ausgereift, bei den Akkus gibt es noch Potenzial für mehr Kapazität/Reichweite. Reichweiten bis zu 100 km sind aktuell zu erwarten, manche Modelle erlauben auch größere Reichweiten durch größere Akkus gegen Aufpreis. Nach Aussagen eines deutschen E-Moped-Herstellers sollen die Akkus eine Lebensdauer von bis zu zehn Jahren haben. Die Fahrzeuge haben entweder einen festen oder einen herausnehmbaren Akku. Letztere haben vor allem für Stadtbewohner den großen Vorteil, dass man quasi überall laden kann.
Ein wesentliches Argument für den Umstieg von einem Kraftrad mit Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb sind auch die geringeren laufenden Kosten für Betrieb (je nach Fahrweise etwa 100 Euro im Jahr inklusive Vollkasko-Versicherung) und Wartung. Ein weiterer Vorteil ist das höhere Drehmoment der elektrisch angetriebenen Modelle.
Der Einstiegspreis für einen neuen E-Roller liegt etwas oberhalb von 1.000 Euro. Höherwertige Modelle sind ab etwa 2.300 Euro zu haben, auch mit Antriebs-Technik eines renommierten deutschen Zulieferers. Für wertige Design-Modelle muss man allerdings mit Preisen um die 4.500 Euro oder sogar höher kalkulieren, wobei etwa ein Drittel des Preises auf den Akku entfällt.
Einen Vergleichstest von sieben E-Roller-Modellen hat der ADAC im Juni 2019 veröffentlicht.
Zur Verfügung stehen auch Klein/Leicht-Krafträder mit viertaktigem Verbrennungsmotor, die mit Einführung der Abgasnormen Euro 3 (2006) bei Leichtkrafträdern und Euro 4 (2017) bei Kleinkrafträdern auf den Markt kamen. Wir erachten diese aber als wenig sinnvoll, da Klein/Leicht-Krafträder prinzipiell für kurze Strecken konzipiert sind und daher die Reichweite der elektrischen Zweiräder in der Regel ausreicht. Und aufgrund der generell laxen Abgasnormen für Krafträder sind auch frisch ausgepackte viertaktige Neufahrzeuge nicht wirklich emissionsarm. Auch elektrisch angetriebene Motorroller mit Benzin-Reichweitenverlängerer sind angekündigt, allerdings auf Kosten der elektrischen Reichweite. Hier scheint ein auswechselbarer Zweitakku in vielen Fällen die sinnvollere Alternative.
Lastendreiräder gibt es mit elektrischem Antrieb, alternativ bieten sich Lasten-Pedelecs oder Lieferwagen (PKW) an. Wir sind zuversichtlich, dass in naher Zukunft deutlich mehr leichte und lokal emissionsfreie Cargo-Fahrzeuge im Einsatz sein werden, denn zahlreiche innovative Konzepte für Lasten-Pedelecs und leichte elektrische Lieferwagen befinden sich aktuell in der Entwicklung.
Ein generelles Problem dürfte der begrenzte Gebrauchtmarkt und daher ein recht hoher Anschaffungspreis für hochwertigere elektrische Klein/Leichtkrafträder sein, denn ausgereifte Lösungen sind noch nicht lange auf den Markt. Sharing-Modelle können eine kostengünstige Alternative bieten.
Statt ausgediente Zweitakter zu verschrotten, bietet sich für schöne Modelle ggf. auch eine Umrüstung an. Umrüstungen auf Elektroantrieb werden zum Beispiel für das Piaggio Ape Lastendreirad angeboten.
Ein weitere Option ist das Upcycling zum Design-Objekt, zum Beispiel für Gastronomie, Kaufhäuser, Schaufenster etc., so gesehen in einer Stuttgarter Kneipe.
Also genau nach unserem Motto: nur anschauen, bloß nicht den Motor anlassen!
Auf Werkstoff Carbon verzichten!
Beim Kauf eines Zweirades empfehlen wir, auf den Werkstoff Carbon (Kohlenstofffaser) möglichst zu verzichten. Carbonfasern werden immer öfter in hochwertigen Zweirädern verbaut, z.B. in Rahmen, Gabeln, Lenkern, Flaschenhaltern etc. Carbonfasern sind in der Herstellung sehr energieaufwändig und bei der Entsorgung problematisch. Im Gegensatz dazu lassen sich Metalle oder herkömmliche polymerbasierte Kunststoffe gut recyceln bzw. in der Müllverbrennung entsorgen. Ausgediente Fahrzeuge sind stets fachgerecht zu entsorgen.
Aufgrund seiner schlechten Ökobilanz empfehlen wir, auf den Werkstoff Carbon zu verzichten!
Akkus gehören normiert und recycelt!
Langlebigkeit ist eine wesentliche Anforderung an ein umweltfreundliches Produkt. Elektrisch angetriebene Fahrzeuge sind mechanisch viel weniger komplex als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Bei solider Verarbeitung hängt die Lebensdauer primär von der Verfügbarkeit der Akkus ab. Es muss also sichergestellt sein, dass Ersatz-Akkus auch nach vielen Jahren, besser Jahrzehnten, noch erhältlich sind. Dies lässt sich am besten durch Normierung von Abmessungen, Verbindungen/Steckern und Ausgangsspannungen der Akkus erreichen. Die Akkus enthalten auch wertvolle Rohstoffe, die nur mit großem Aufwand aus der Natur entnommen werden können.
Wir fordern die Hersteller auf, eine Normung für die Akkus durchzuführen und ausschließlich normierte Akkus in den Produkten zu verwenden!
Und wir fordern die Industrie auf, effiziente Recycling-Methoden für Akkus zu entwicklen und die enthaltenen Rohstoffe in einem geschlossenen Nutzungskreislauf zu halten!